top of page

Unser erstes und unser letztes Foto

Aktualisiert: 12. Feb.

Es gab Zeiten, in denen ich es nicht ertragen konnte, Bilder von Alexander anzusehen. Dann wiederum gab es Zeiten, in denen ich den ganzen Tag nichts Anderes tat. Ich wollte kein Detail seines kleinen perfekten Gesichtes je vergessen und analysierte alle Fotos und Videos, die ich hatte und die mir nach seinem Tod zugeschickt wurden, bis ins kleinste Detail.


Das erste Bild, das es von uns beiden gibt, war dieses wundervolle Foto von meinem Sohn und mir, kurz nachdem er auf die Welt gekommen war. Dieser Moment, in dem wir uns das erste Mal sahen, ist in meinem Herzen für immer eingraviert. Sein winziges Gesicht, die kleinen Finger, die meine Hand umklammern – es war eine unbeschreibliche Verbindung, die in diesem Bild festgehalten wurde.

Und dann stieß ich auf ein weiteres Foto. Es war das letzte Bild von uns beiden, von dem ich nie geahnt hätte, dass es das letzte sein würde. Ein gewöhnlicher Tag, den ich aus heutiger Sicht einfach rundum perfekt und besonders einstufen würde, ein Lächeln, ein Abschied, ohne zu wissen, dass es das Ende einer Zeitreise war. Es tut weh zu realisieren, dass es keine weiteren Momente mehr geben wird, die wir gemeinsam auf einem Bild festhalten können.

Aber trotzdem fühle ich inmitten dieses unbeschreiblichen Schmerzes auch immer wieder Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass ich die Gelegenheit hatte, diese kostbaren Momente zu erleben und zu teilen. Dankbarkeit, dass Alexander mir gezeigt hat, was es bedeutet, wenn man bedingungslos geliebt wird. Die Liebe zwischen einer Mutter und ihrem Kind geht über jedes Bild und jeden Moment hinaus. Sie bleibt das, was uns für immer auf eine ganz einzigartige Weise verbinden wird - über die Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits hinaus. Es ist die Sprache, die auf beiden Seiten gesprochen wird. Während sich das Rad der Zeit unaufhörlich und erbarmungslos weiterdreht, sind die Liebe und die Erinnerungen für immer in meinem Herzen präsent. Ich werde diese Erinnerungen hüten und sie als meinen kostbarsten Schatz aufbewahren.


Ich bin dankbar dafür, dass ich nicht gewusst habe, welch schweres Schicksal mich erwarten würde.



So konnte ich in einer Unbeschwertheit, wie ich sie seither nie mehr in diesem Ausmaß fühlen konnte, das Leben mit meinem Sohn genießen. Wir verbrachten die Zeit in der Sonne des Lebens, während sich hinter uns vollkommen unbemerkt bereits die Wolken des Unheils zusammenbrauten und am 16.08.2019 mit brachialer Gewalt über mich hereinbrachen. Lange wollte die Sonne für mich nicht mehr scheinen.

Während manch einer behaupten könnte, dass wir nichtsahnend auf eine Katastrophe zusteuerten, bin ich mittlerweile dankbar, dass wir jeden Moment gemeinsam in absoluter Sorglosigkeit ohne Angst vor dem Morgen verbringen konnten.

Auch mit meinem Regenbogenwunder kann ich heute wieder eine andere Art von Sorglosigkeit erleben. Auch wenn mein schwerer Verlust ein offensichtlicher Grund wäre, dem Leben nie mehr zu vertrauen, so habe ich über die Zeit bis in alle Tiefen meines Herzens verstanden, dass die Angst nicht das wäre, was mich vor einem nächsten Schicksalsschlag bewahren würde, sondern dass sie das einzige ist, was mich vom Leben abhalten würde.

Mit einem wehmütigen Herzen, aber auch mit Dankbarkeit für das, was war und was bleibt, behalte ich die Erinnerung und Liebe für Alexander für immer in meinem Herzen.


Hast du gewusst, dass ich damals nach ganz besonderen Grablichtern gesucht habe, aber nie fündig geworden bin? Also entschied ich mich, selbst ganz individuelle Grablichter zu gestalten. Dies war die Geburtsstunde von Seelenlichter.

40 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page